Wohngemeinschaft: Zukunftswohnen Teil 2

Wohngemeinschaft
Wohngemeinschaft

Werden Wohngemeinschaften das Wohnkonzept der Zukunft sein? – Nachdem wir uns im letzten Teil den Tiny Houses gewidmet haben, soll es in diesem um Wohngemeinschaften gehen. Vor allen Dingen in Ballungsgebieten treten Probleme und Herausforderungen auf, die sich nur durch eine neue Art des Wohnens lösen lassen. Wie WGs dabei helfen können und welche Bedeutung diese bei den Wohnformen der Zukunft spielen werden, soll hier beantwortet werden.

Die Wohngemeinschaft im Laufe der Jahrzehnte

Schon seit der Sesshaftwerdung des Menschen vor 12.000 Jahren spielen Wohngemeinschaften eine wichtige Rolle. Schließlich war ein Überleben nur möglich, wenn sich einzelne Sippen zu einer Gemeinschaft zusammenschlossen. 

Durch die Arbeitsteilung bildeten sich Wohngemeinschaften, die aus Mitgliedern jeden Alters bestanden. In Bezug auf die Familie hielt dieses Wohnkonzept bis hin zu Industrialisierung. Mit der Steigerung des Wohlstands und dem Wunsch nach mehr Individualität wurde dieses Wohnkonzept jedoch immer unbeliebter. 

Machten Einpersonenhaushalte in den 1970ern noch knapp 25,1% aus, so wird ihr Anteil bis 2025 auf ganze 42% angestiegen sein. Damit würden 34 Millionen von 83 Millionen Bundesbürgern alleine wohnen und damit auch deutlich mehr Fläche benötigen. 
Zum Vergleich: Waren es in den 70ern noch 12,9% aller Haushalte, die fünf Personen beherbergten, wird der Anteil dieser bis 2025 auf unter 4% gesunken sein.

Herausforderungen am Wohnungsmarkt

Der Wohnungsmarkt in Deutschland befindet sich ein einer schlechten Lage für Mieter. Neben dem Trend zum Einpersonenhaushalt, machen die nun folgenden Entwicklungen die Situation nicht besser:

  • Steigende Mietpreise im gesamten Bundesgebiet
  • Zu wenig nachhaltiger Neubau von Wohnungen
  • Verstärkte Zuwanderung nach Deutschland 
  • Akuter Fachkräftemangel im Handwerk
  • Beschaffungsprobleme bei Baustoffen

Wohnfläche pro Kopf steigt – vor allem in Ein-Personenhaushalten

Dank des steigenden Wohlstandes konnten sich in Deutschland immer mehr Menschen eine eigene Wohnung leisten. Aufgrund dieses Trends und des Mikrozensus aus 2018 kam das Umweltbundesamt zu dem Ergebnis, dass die Wohnfläche pro Kopf vor allen Dingen in Ein-Personenhaushalten steigt. Abgesehen davon beanspruchen aber auch ältere Haushalte im Durchschnitt viel mehr Platz

Sind Wohngemeinschaften das Wohnkonzept der Zukunft?

Umweltschützer sind sich einig, dass unbegrenzter Neubau nicht möglich sein wird. Schließlich sind die Rohstoffproduktion, das Bauen selbst sowie die Versiegelung natürlicher Flächen schädlich für die Umwelt. Der uns nun zur Verfügung stehende Platz muss also deutlich effizienter und besser aufgeteilt und genutzt werden. Eine Möglichkeit, die unsere bereits bestehende Struktur hergibt, sind Wohngemeinschaften. 

Mehrgenerationenhaushalte – neues altes Wohnkonzept

Über viele Jahrhunderte hinweg lebten die Menschen in Europa vorrangig in sogenannten Mehrgenerationenhaushalten. Diese Art der Wohngemeinschaften war sehr effektiv, da jedes Familienmitglied seinen Beitrag zum Gemeinwohl leisten musste. In diesem Sinne wäre dies also durchaus eine Wohnform für die Zukunft. Zumal diese auch im Hinblick auf den Fachkräftemangel in der Pflegebranche einen positiven Effekt hätte.

Spezifische Wohngemeinschaften

Anders als beim Generationenwohnen lassen sich Wohngemeinschaften auch auf anderem Wege aufbauen. Ein gutes Beispiel hierfür sind die Studenten, die aufgrund weniger finanzieller Mittel häufig eine WG bilden. Das spart Platz, ist kostengünstiger und sorgt für zahlreiche neue Freundschaften. Nach diesem Vorbild ließen sich auch andere Wohngruppen beispielsweise für Senioren bilden. So könnte dem Platzmangel entgegengewirkt werden und zugleich würde die Einsamkeit im Alter aktiv bekämpft werden. 

Was steht den Wohngemeinschaften im Weg?

Wer sich mit dem Thema Wohnen der Zukunft und damit auch mit Wohngemeinschaften auseinandersetzt, wird schnell zahlreiche Vorteile erkennen. Viele Probleme unserer Gesellschaft ließen sich in relativ kurzer Zeit beheben oder zumindest signifikant verbessern. Was steht diesem Wohnkonzept also im Wege?

Selbstverwirklichung & Individualität

In kaum einem anderen Jahrtausend waren Individualität und Selbstverwirklichung so wichtig, wie in diesem. Immerhin ist Wohnen längst nicht mehr nur „Mittel zum Zweck“, sondern zeigt auch, welcher Gesellschaftsschicht man sich zugehörig fühlt. Wer mehr verdient, leistet sich meist eine größere Wohnung an einem begehrten Standort. Wohngemeinschaften bieten aufgrund dieses Lebensstils wenig Attraktivität.

Das Bedürfnis nach Flexibilität

Abseits der individuellen Ziele hat auch die Berufswelt Einfluss auf die Art und Weise, wie wir heute und in Zukunft wohnen. Immer mehr Arbeitgeber machen es zur Voraussetzung für neue Mitarbeiter, dass diese möglichst flexibel einsetzbar sind. Daher lohnt es für viele gar nicht einen festen Wohnsitz einzurichten. Stattdessen wird von Airbnb-Wohnung zu Hotels und Co. gewechselt.

Fazit: Sind Wohngemeinschaften das Wohnkonzept der Zukunft?

Abschließend lässt sich sagen, dass Wohngemeinschaften mit all ihren Vorteilen in Zukunft deutlich mehr an Bedeutung gewinnen werden. Besonders für Studenten und Senioren ist diese eine äußert praktisch Wohnform. 

Allerdings werden wir nicht alle in Zukunft auf diese Wohnform zurückgreifen. Vielmehr wird uns ein bunter Mix aus verschiedenen Konzepten begegnen. Je nach Beruf, Lebensstil und Einkommen werden Wohngemeinschaften, ein mobiles Tiny House oder andere Wohnformen zur Verfügung stehen. Fest steht jedoch, dass WGs zukünftig gebraucht werden und das vielleicht deutlich mehr als je zuvor.